Das erste Jahr der neuen Mehrheit von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN, SPD und FDP im Rat der Stadt Bergisch Gladbach liegt hinter uns. Ein Jahr von einzigartiger politischer Intensität und gleichzeitig geprägt von den Belastungen und Einschränkungen der Covid 19 – Pandemie. Ein Jahr, in dem die Flutkatastrophe des 14.07. auch in unserer Stadt viele Bürgerinnen und Bürger massiv getroffen hat. Ein Jahr, das an uns alle große Herausforderungen gestellt hat.

Wenn wir auf dieses außergewöhnliche Jahr zurückblicken, können wir selbstbewusst feststellen:

“Wir haben Klimaschutz und Mobilität, die Sanierung der maroden städtischen Infrastruktur, den Aufbruch der Stadt Bergisch Gladbach in die digitale Zukunft und eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Stadtentwicklung in den Mittelunkt unserer Arbeit gestellt. Diese Politik haben wir den Bürgerinnen und Bürgern vor der Kommunalwahl angeboten und für diese Politik haben wir ein deutliches Mandat erhalten. Auch wenn in 365 Tagen nicht die in vielen Jahren entstandenen Rückstände und Defizite aufgeholt werden können: Wir sind ein gutes Stück vorangekommen.”

Stadtentwicklung

Von stadthistorischer Dimension war das Ende der Bergisch Gladbach über mehr als ein Jahrhundert prägenden Papierfabrik Zanders. Ein tiefer und schmerzhafter Einschnitt. In großem Einvernehmen mit allen Fraktionen des Rates haben wir die unermüdlichen Bemühungen von Bürgermeister Frank Stein, die Türen für eine Fortführung des Betriebes offen zu halten, unterstützt. Dass es nicht dazu kam, haben andere zu verantworten.

Umso wichtiger ist es jetzt, die historische Aufgabe, einen neuen Stadtteil zu gestalten, beherzt angehen. Und zwar so, wie es für diese Stadt richtig ist und nicht so, wie es sich externe Investoren vielleicht wünschen. Deshalb ist es extrem wichtig, zum einen die Arbeit am Strukturplan für Zanders zügig zum Abschluss zu bringen und zum anderen eine tragfähige Finanzierung des Konversionsprojekts sicherzustellen. Dies ist langfristig gesehen die wahrscheinlich wichtigste Aufgabe der Politik in Bergisch Gladbach im Jahr 2022.

Daneben werden im Jahr 2022 weitere Projekte der Stadtentwicklung stehen, die im Jahr 2021 angelaufen sind. Genannt sei insbesondere die Entwicklung des Wachendorff-Geländes, dessen große Potentiale gehoben und genutzt werden müssen.

Klimaschutz und Mobilität

Unter der engagierten Führung des Beigeordneten für Stadtentwicklung und Klimaschutz Ragnar Migenda wurden die Weichen dafür gestellt, dass
eine zeitgemäße Verkehrspolitik in die Tat umgesetzt wird:

  • 33 von 46 Einbahnstraßen sind jetzt für den Radverkehr geöffnet
  • Die Neugestaltung wichtiger Fahrradrouten (Laurentiusstraße, Odenthaler Straße, „IGP / Rad macht Schule“, Umweltspur zwischen Schnabelsmühle und Driescher Kreuz)
  • Politische Weichenstellung für eine Nutzung des Bahndamms für Radverkehr und ÖPNV
  • Fortführung der – politisch schwierigen, aber dringend notwendigen – Arbeit am Verkehrskonzept Schildgen
  • Grundsatzentscheidung zur Anbindung von Technologiepark und Moitzfeld an die Linie 1.

Die Planungen zum Ausbau der S11 gehen mit Hochdruck weiter. Die geplante Gleiserweiterung, und damit einhergehend die kürzere Taktung der S-Bahn, ist für die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs, die grüne Verkehrswende und die Zukunftsfähigkeit der Verkehrsbeziehungen in Bergisch Gladbach von ganz wesentlicher Bedeutung. Wichtige Weichenstellungen wurden hierzu bereits in diesem Jahr in den Ausschüssen getroffen. Im kommenden Jahr gilt es diese fortzuführen, entsprechende Vereinbarungen, unter anderem mit der Deutschen Bahn und dem Nahverkehr Rheinland, zu treffen, sowie die erforderlichen Planungen und Ingenieurleistungen weiter auf den Weg zu bringen.Der Grüne Mobilhof des RVK findet unsere Unterstützung, wir schaffen das dafür notwendige Planungsrecht.

Klimaschutz, der nicht nur diskutiert, sondern angegangen wird:

  • Ausschreibung und Erstellung eines gesamtstädtischen Infrastruktur E-Ladekonzeptes
  • Vorbereitung städtischer und bürgerschaftlicher Projekte zur Installation von Photovoltaik auf städtischen Gebäuden und Flächen
  • Erstellung eines gesamtstädtischen Klimaschutzkonzeptes und Teilnahme am European Energy Award mit dem Ziel, einen Fahrplan „CO2-Neutralität der Stadt Bergisch Gladbach“ zu definieren

Städtische Infrastruktur

Von zentraler Bedeutung war und ist es für uns, beim Schulbau weiterzukommen. Die Sanierung des NCG, der Beginn des Neubauprojekt GGS Bensberg, das kurzfristige Schaffen neuer Klassenräume an der GGS Kippekausen waren wichtige erste Wegmarken.

Im Jahr 2022 müssen in der Umsetzung des ISEP die großen Aufgaben „Grundschullandschaft Refrath/Frankenforst“ und „Grundschule 21 Stadtmitte“ auf die Schiene gebracht werden. Unter der Leitung von Stadtkämmerer Thore Eggert haben wir mit der Gründung und Besetzung der Geschäftsführung der Schulbau-GmbH in der Ratssitzung am 14.12.21 eine entscheidende Maßnahme realisiert, mit der wir die Erwartung verbinden, dass wir im Schulbau deutlich schneller als bisher zu Ergebnissen kommen.

Im Straßenbau konnten – das gehört zur ehrlichen Bilanz dazu – wegen nicht besetzter Planerstellen wesentliche Projekte nicht umgesetzt werden. Insbesondere die Sanierung und Umgestaltung der Paffrather Straße konnte nicht realisiert werden. Dies muss im Jahr 2022 nachgeholt werden.

Und nicht zuletzt wurde das Projekt „Stadthaus“ neu aufgestellt. Das Neubauprojekt der alten Stadtführung haben wir aus konzeptionellen Gründen (keine nachhaltige Bauweise, keine Ausrichtung auf moderne digitale Arbeitswelt) und wegen erheblicher Kostenrisiken nicht weitergeführt und streben im Jahr 2022 den Abschluss eines Mietvertrages über Räumlichkeiten in der umgestalteten und erweiterten RheinBerg-Passage an. Möglichst im ersten Quartal 2022 wollen wir hierzu mit dem Investor einen Letter of Intent (LOI), verbunden mit einer detaillierten Baubeschreibung, abschließen. Es ist noch ein weiter Weg, aber wir werden alles daransetzen, die Chance zu nutzen.

Das Projekt „Feuerwache 2“ haben wir auf den Weg gebracht. Das hieran gekoppelte Raumprogramm und die daraus resultierende räumliche Neuordnung der städtischen Feuerwehr sind wir den engagierten Kameradinnen und Kameraden schuldig. Nicht zuletzt stärken wir dadurch das Ehrenamt unserer Feuerwehr. Flutkatastrophe und Corona haben noch einmal allen klar gemacht, welche überaus große Bedeutung unsere städtische Feuerwehr hat. Der Neubau von Schwimmbad und Sporthalle Mohnweg sind ebenfalls in der Planungsphase. Beides Projekte, die über ein Jahrzehnt nicht von der Stelle gekommen sind. Wir werden sie realisieren.

Digitalisierung

Unter der erfolgreichen Federführung von Stadtkämmerer Thore Eggert wurden e-Government und digitale Arbeitswelten der Stadtverwaltung, aber auch die digitale Fortentwicklung der Stadt insgesamt („think tank Digitale Papierstadt“) auf die Schiene gesetzt. Es wurden erstmals konkrete digitale Dienstleistungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger implementiert. Ferner haben wir erste Weichenstellungen für die Digitalisierung der Verwaltungsabläufe getätigt. Mit der Digitalisierung, die von einem digitalen Dokumentenmanagement bis zu digitalen Prozessen und digitaler Projektsteuerung reichen wird, wollen wir die Verwaltungsabläufe effizienter und effektiver gestalten. Das war der Anfang, auf dem in den Jahren 2022ff aufgebaut werden kann.

Entlastung von Familien / Vereinbarkeit Familie und Beruf

Zum 1.8.2021 hat der Rat der Stadt Bergisch Gladbach auf Initiative der Ampelkoalition die Elternbeitragssatzung geändert. Die Beitragsbefreiungsgrenzen für Kita und OGS und Kindertagesspflege sind von 20.000 auf 40.000 € angehoben worden. Weiterhin wurde der Einkommensbegriff neu definiert. Künftig gilt das zu versteuernde Einkommen als Grundlage der Berechnung der Höhe der Gebühren. Dies entlastet Familien zusätzlich und beseitigt Ungerechtigkeiten für Selbstständige und Freiberufler. Mit dieser in NRW einmaligen Entlastungsreform fördern wir zudem die Gleichstellung, da wir Anreize für die Rückkehr von Männern und Frauen in den Arbeitsmarkt schaffen und bestehende Hemmnisse abbauen. Zur Gegenfinanzierung haben wir die Grundsteuer B um 61 Hebesatzpunkte erhöht – denn Kinder sind unsere Zukunft, weshalb wir diese Frage der Bildungsgerechtigkeit als gesamtstädtische Aufgabe ansehen.

Wir haben wichtige Kita-Projekte neu projektiert bzw. weiter vorangetrieben:

  • Kita Reiser/Mondsröttchen
  • Kita Odenthaler Straße
  • Kita Lückerath (Car-Park-Gelände)
  • Kita und OGS Concordiastraße

Wir werden hier auch in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt unserer politischen Arbeit setzen.

Bekämpfung der Corona-Folgen

Neben der oben beschriebenen zielgerichteten Entlastung der Familien, die unter der Pandemie besonders leiden, haben wir weitere zielgerichtete Maßnahmen zur Bekämpfung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen von Corona ergriffen:

  • Verzicht auf Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie in 2021
  • Unterstützung der Sportvereine über einen Krisenfonds, der mit 100.000 € dotiert ist
  • Erstmalige institutionelle Förderung für die Arbeit von Die Platte e.V.
  • Mitfinanzierung des Kultursommers aus Restmitteln des städtischen Fonds „GL hilft der Kultur“ der ebenfalls auf einer Initiative der Koalition beruht

Stadtfinanzen

Wir haben es bereits im Koalitionsvertrag vor einem Jahr ausdrücklich festgestellt:

„Der nach der aktuellen Finanzplanung (…) ausgeglichene Haushalt darf nicht zu der Fehlannahme verleiten, dass eine nachhaltige Sicherung der städtischen Haushaltswirtschaft erreicht worden ist. Im Gegenteil: Das in absehbarer Zeit eintreffende Erschöpfen der sog. stillen Reserven verbietet selbstzufriedenes Abwarten. Auch die – durchaus berechtigte – Forderung nach haushaltsverbessernden Maßnahmen der Bundes- oder Landesebene darf keine Ausrede für Nichtstun sein.“

Das war und ist unverändert richtig. Seitdem sind weitere finanzpolitisch belastende Faktoren hinzugekommen. Teils Pandemie- und konjunkturbedingt, teils durch alles andere als kommunalfreundliche Festlegungen von Kreis und Landschaftsverband als Umlageverbände. Zudem ist eine erhebliche konsumtive Belastung durch die unvermeidliche Anschubfinanzierung der Zanders-Konversion hinzugekommen. Deshalb haben wir in der Ratssitzung am 14.12.21 einen umfangreichen Haushaltsbegleitbeschluss gefasst, der die Wege aufzeigt, dieser Herausforderung zu begegnen. Wesentliche Elemente sind Aufgabenkritik, Digitalisierung, zeitnahe Ausgabensteuerung und Wachstum bei der Gewerbesteuer. So viele Investitionen wie eben möglich, so wenig konsumtive Aufwandssteigerungen wie eben vertretbar. Das wird Grundlage der Finanzpolitik der nächsten Jahre sein, um in den zentralen Feldern Klimaschutz, Schul- und Straßenbau, Digitalisierung und nachhaltige Stadtentwicklung handlungsfähig zu bleiben